Geschichte der Kanone der Prinzengarde
HISTORIE |
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1658 | Als Johan Wilhelm von Pflanz-Neuburg geboren wurde, war es gerade mal 10 Jahre her, dass der 30-jährige Krieg mit ca. 1 Million Toten durch den „Westfälischen Frieden" beendet wurde. Es waren noch sehr unruhige Zeiten, in denen Kaiser, Könige, Fürsten sowie Kirchenobere sich gegenseitig misstrauten und jede Partei versuchte, ihren Machtbereich zu festigen oder zu vergrößern. | |
1679 | In dieser Zeit herrschte in Frankreich Ludwig XIV. Er beteiligte sich sehr an diesen Unruhen, insbesondere an den „spanischen Erbfolge-Kriegen", die durch die Besetzung der Niederlande auch Auswirkungen auf die herzoglichen Besitzungen „Jan Wellems" hatten. Er war gerade Herzog von Kleve und Berg und Fürst von der Pfalz geworden. Er musste militärisch aufrüsten (stehendes Heer). |
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1671-1723 | Johan Clemens von Wittelsbach, Erzbischof von Köln, Freising, Lüttich, Regensburg und Hildesheim, ließ sich von Ludwig XIV. von Frankreich bestechen und vertrat dessen Politik in seinen Herrschaftsgebieten. Dazu gehörte auch Kaiserswerth. Also verhängte er, wie in Köln auch, das „Stapelrecht". Dies bedeutete: Alle Schiffsfracht musste angelandet, abgeladen und zum Kauf auf kur-kölnischem Gebiet angeboten werden. Nur der Rest konnte wieder aufgeladen und weitertransportiert werden. | |
1701/1702 | Jan Wellem war mit der Übergabe von Kaiserswerth an den Erzbischof, die durch die Zustimmung Ludwig XIV. erfolgte, absolut nicht einverstanden. Zu diesem Zeitpunkt war Jan Wellem der gewählte „Reichsverweser des deutschen Kaiserreiches" (Truchsess), also erster Mann im „Kaiserreich". Ludwig XIV. bedrohte ständig militärisch die Gebiete Jan Wellems, der sich zur Gegenwehr, auch im Namen des Kaisers, gezwungen sah. | |
1701 | Er beschoss mit seinen Kanonen den „französischen" Stützpunkt Kaiserswerth und vernichtete ihn. Zu dieser Zeit war Kaiserswerth eine Insel im Rhein. |
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Die Neuzeit |
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Beim Rückzug nach dem Beschuss ist die Kanone wahrscheinlich im damaligen Sumpfgebiet von Kalkum stecken geblieben und die Holzkonstruktionen vermoderten. | ||
1930 | In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das Gebiet entwässert, um einen Flughafen bauen zu können. Der damalige Landbesitzer und Jäger fand die Kanonenteile. Er war der Prinzengarde zugetan und wandte sich an seinen Jagdfreund Josef Sturmius Witzel. Die Kanonenteile wurden geborgen und zur „Rheinischen Metallwaren & Maschinenfabrik Schiess de Fries" zur Aufbereitung und Wiederherstellung gebracht. Das dauerte bis Mitte 1933. | |
1933/1934 | Nachdem ein Schießmeister das Geschütz abgenommen hatte, konnte die „Bonbongkanone" erstmalig im Rosenmontagszug mitfahren. Es wurde extra ein „Artillerie-Korbs" gegründet, deren Mitglieder schwarze Hosen und Stiefel trugen. Kommandant wurde Josef Witzel. Für die Bedienung des Abschussapparates war ein sehr starker Mann erforderlich, der den sehr schwer zu ziehenden Federzug bedienen konnte. | |
1959 | Deshalb wurde ein neuer Schiessverschluss für Kal. 16 mit Druckluftabzug entwickelt (E. Kritzler), der bei DEMAG-Lauchhammer nach einer Zeichnung aus Edelstahl 4301 gebaut wurde. Abgenommen vom TÜV-Düsseldorf. Anmerkung: Allein das Rohr wiegt ca 800 kg. |
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Quellen: | Bertelsmann Lexikon/ Jubiläumsbuch der Prinzengarde/ Erzählung Josef Witzel* um 1958 Text: Edgar Kritzler *J.W. war seit 1930 Mitglied der Prinzengarde und 1. Kommandant der Artillerie und Jäger |